Susanne Ohlrogge-Hauser VERABSCHIEDET SICH VON »Familien in Findorff« (fif)


Es war anstrengend, aber sehr befriedigend.

Mathias Rätsch, Mediengestalter und Verleger von FINDOFF GLEICH NEBENAN

Susanne Ohlrogge-Hauser ist seit dem Jahr 1994 bei »Familien in Findorff e.V.« beschäftigt und wird im nächsten Jahr in Rente gehen. Weitere Infos gibt es auf www.familien-in-findorff.de 

 


Hallo Susanne, du hast vor 30 Jahren bei »Familien in Findorff« (fif) angefangen. Was hat dich damals motiviert ?

 

Es gab mehrere Gründe. Zum Einen, weil ich mich für die Förderung von Frauenrechten und die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft einsetzen wollte – auch auf Grund persönlicher Erfahrungen, die mich dazu gebracht haben, mich für Belange von Frauen zu engagieren, die ähnliche Herausforderungen zu überwinden hatten. Ich bin Erzieherin mit staatlicher Anerkennung und das passte einfach sehr gut in das Gesamtkonzept von »fif«.

 

Welche Aufgaben hattest Du ?

 

Meine erste Positionsbeschreibung war die einer »pädagogischen Mitarbeiterin«. Also habe ich zu Beginn in der Kindergruppe ausgeholfen, die Frauennachmittage begleitet und noch Einiges mehr. Man muss wissen, dass ich 1993 mit meinen beiden Söhnen aus den Vereinigten Staaten zurückgekommen bin und in der ersten Zeit lediglich in Teilzeit gearbeitet habe.

 

Wie würdest du die Zusammenarbeit beschreiben ?

 

Die Zusammenarbeit war sofort sehr gut. Es war eine besondere Zeit Anfang der 90er Jahre. Der Zusammenhalt der Frauen und die kämpferische Einstellung waren fantastisch.

 

Du bist dann schnell zu einer der Geschäftsführerinnen benannt worden. Welche Aufgaben kamen auf dich zu ?

 

Wichtig zu erwähnen: Als wir anfingen, bestand »fif« aus dem Projekt- und Selbsthilfebereich, dem Kinderbereich mit zwei Kindergruppen sowie 20 Betreuungsplätzen und einem Spielkreis. 30 Jahre und viele Ups and Downs später hat »fif« zehn Kindergruppen mit 137 Betreuungsplätzen und einem Konzept für die Betreuung von Kindern im Alter von 1 bis 9 Jahren. Leider konnten wir in den letzten Jahren zwei Kindergruppen durch Personalmangel nicht weiterführen. Das hat geschmerzt !

Wie hast du dieses Pensum als Alleinerziehende mit damals noch zwei kleinen Söhnen bewältigt ?

Ehrlich gesagt, das frage ich mich auch manchmal. Es war eine anstrengende Zeit. Zudem hat der Verein sich vergrößert. »fif« ist heute ein mittelständischer Betrieb mit 43 MitarbeiterInnen. 

Wie würdest du deinen oder euren Arbeitseinsatz bewerten, den diese Entwicklung gefordert hat ?

Es war anstrengend, aber sehr befriedigend. Zu sehen, was man in diesen vielen Jahren aufgebaut hat, manchmal auch gegen viele Widrigkeiten, macht sehr zufrieden, stolz und wir hinterlassen etwas, was unsere NachfolgerInnen weiterführen können. 

 

War Deine Haltung zur Arbeit altruistisch motiviert, in dem Sinne, eine positive Veränderung in der Welt zu bewirken ? Und welche Interessen waren handlungsweisend ?

 

Ich glaube, dass wir nicht unmittelbar sehen oder erfahren können, ob wir einen Unterschied oder eine Veränderung »in der Welt« bewirkt haben, aber sicherlich haben wir Einfluss auf die Lebensumstände der Kinder, Eltern und auch der MitarbeiterInnen genommen. Das Hauptinteresse, welches mich und auch meine KollegInnen immer nach Vorne gebracht hat, war der Wunsch, die Lebensumstände von alleinerziehenden Frauen zu verbessern. Das zeigte sich u.a. im Umgang mit alleinerziehenden Mitarbeiterinnen und Frauen, die ihre Kinder bei uns in der Einrichtung haben und hatten.

 


Es tut weh, wenn sich hochmotivierte Kolleginnen verabschieden.

»Familien in Findorff e.V.« zählt zu den drei größten Elternvereinen Bremens und ist der größte Elternverein im Stadtteil. Ihr übernehmt soziale Regelaufgaben der Stadt Bremen, unterscheidet euch von der Arbeit nicht von den städtischen Kitas und werdet dennoch strukturell benachteiligt. Stichwort TVöD. Mit dieser Ungleichbehandlung hast du seit über 30 Jahren zu tun. Wie gehst du damit um ?

 

Wir haben immer versucht und versuchen noch immer, einen Ausgleich zu schaffen. Allerdings ist die Verwaltung eines Mangels, den man beim besten Willen Niemandem mehr erklären kann, sehr aufreibend. Es tut weh, wenn sich hochmotivierte Kolleginnen verabschieden, weil einfach das Gehalt nicht mehr stimmt – gerade von alleinerziehenden MitarbeiterInnen.

 

Die Zusammenarbeit mit der Behörde gehört zu Deinen Aufgaben. Wie hat sich diese im Laufe der Jahre entwickelt ?

 

Bis vor einigen Jahren war die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Das erlebe ich jetzt ganz anders. Die Bürokratie ist so immens gewachsen, dass es zusätzliche Arbeitskräfte braucht. Hinzu kommt der pädagogische Bereich mit Anleitungen, Konzeptarbeit, Beschwerdemanagement, und, und, und...

 

Was war deine wichtigste Erfahrung in den letzten 31 Jahren ?

 

Wieviel man im und mit einem Team erreichen kann – und was Zusammenhalt und Vertrauen ausmachen kann.

 

Worauf freust du dich im Ruhestand ?

 

Morgens aufzuwachen und nicht fremdbestimmt zu sein. Wir haben Pferde, einen Hund und Katzen – und auch dafür bedarf es einer Struktur – also werde ich auch privat ein wenig »fremdbestimmt«. Aber ich freue mich einfach darauf, dafür Zeit zu haben – und ich habe einige Projekte für den Garten, die ich verwirklichen möchte ! Mein Arbeitsleben war vielseitig, interessant, manchmal nervenaufreibend, aber immer großartig mit einem tollen Team – das wird noch lange nachwirken.

 

Interview: Ulrike Schönig, Foto: Dennis Schmidt, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 35, 2025

 

Susanne Ohlrogge-Hauser, »Familien in Findorff« (fif) © Foto: Dennis Schmidt
Susanne Ohlrogge-Hauser, »Familien in Findorff« (fif) © Foto: Dennis Schmidt