Detlef Ambrassat ist ein erfahrener Bildhauer, der humorvolle Kunststücke realisiert, um Gesellschaftsbezüge und Emotionen aufzugreifen. Sein neugieriger Holzmann wird hoffentlich noch lange ein echtes Highlight für die Nachbarschaft bleiben.
Wenn man im Stadtteil Findorff in die Chemnitzer Straße einbiegt, eine kleine Seitenstraße geschmückt mit bunten Blumen und einem verträumten Flair, und dabei fast vom Rad fällt – dann liegt das an dem »Holzmann« am Eingangstor zum Haus von Detlef Ambrassat. Die große Holzfigur stützt ihre Arme auf den Pforteneingang und schaut PassantInnen neugierig an. Doch was hat es mit diesem hölzernen Herrn auf sich ? Unsere Stadtteilreporterin Lilli Schmitz hat den Künstler befragt.
Wie sind Sie darauf gekommen diese Figur zu realisieren ?
Die Idee hat sich durch Zufall ergeben ! Mir wurde von einem Bekannten ein großes Holzstück einer in Schwachhausen gefällten Fichte angeboten. Als ich die Form gesehen habe, kam mir spontan die Idee.
Gestalten Sie solche interessanten »Kunststücke« beruflich, als eine Art Hobby oder ist diese Arbeit etwas Einmaliges ?
Ich bin seit 25 Jahren bildhauerisch unterwegs und habe diese Tätigkeit immer eher nebenberuflich gemacht. Seit 2011 bin ich aus meinem bisherigen Beruf ausgeschieden. Seitdem arbeite ich hauptberuflich als Bildhauer und stelle auch aus. Seit mehreren Jahren organisiere ich zudem auch Ausstellungen. Aufgrund von Corona ist das allerdings ziemlich schwierig geworden. Meine nächste Ausstellung ist deshalb erst im Mai 2021. Sie findet in der »Lichthof Kunstfabrik« in Bremen Marßel statt. Ich werde sie zusammen mit meiner Künstlergruppe »Panopticon« machen. Wir sind vier Leute und haben uns 2014 gegründet. Die Zusammenstellung unserer Arbeiten ist immer auf bestimmte Themen fokussiert. Im Mai präsentieren wir unsere Werke unter dem Titel »Wenn alles gesagt ist…«. Es ist unsere dritte Ausstellung.
Was hat Sie inspiriert, den »Holzmann« umzusetzen ?
Ich habe noch eine zweite Figur im Vorgarten stehen. Irgendwann bemerkte ich, dass diese leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekam. Ich wollte mit dieser Figur auf die Leute zugehen und in ihr Blickfeld rücken. Ich finde es unheimlich wichtig, dass Menschen ihr Blickfeld erweitern. Dafür ist Kunst im öffentlichen Raum genau richtig. Kunst spricht Gefühle an. Alle unsere Handlungen sind von Gefühlen geprägt. Ohne Gefühle könnten wir gar nicht handeln. Das vergessen die meisten Menschen. Ich möchte den PassantInnen in Erinnerung rufen, dass es etwas neben der Spur gibt, die man verfolgt, was eine Bereicherung darstellen kann.
Was können Sie sich als nächstes Projekt vorstellen ?
Es kommt immer drauf an, an welchen Themen ich momentan arbeite. Und das hat meistens mit Menschen zu tun – mit Handlungen, gesellschaftlichen Bezügen und psychischen
Befindlichkeiten. (Herr Ambrassat zeigt mir zu dem Stichpunkt eine kleine Holzfigur, die er seiner Frau zum Geburtstag geschenkt hat. »Rote Schuhe« zeigt einen dicklichen Man, der in roten Schuhen verrückt tanzt und den Themenbereich des Künstlers reflektiert – genauso humorvoll wie der neugierige Mann.) Kunst sollte nicht immer nur bierernst sein. Ich liebe es, wenn ein gewisser Schalk dabei ist.
Sie haben ja sicher schon viele Komplimente für diese Idee bekommen. Was sagen die FindorfferInnen denn so ?
Leute, die vorbei gehen oder auch unsere NachbarInnen finden den neugierigen Mann witzig. Als Figur ist er etwas Ungewöhnliches für diese Straße in Findorff. Meine Frau hat zum Beispiel schon beobachtet, wie ein Kind mit der Figur durch Grimassen kommuniziert hat – und so etwas macht mich froh.
Wen soll der neugierige Holzmann darstellen – und hat er über seine Neugier hinaus noch einen bestimmten Charakter ?
Er ist einfach nur ein Mensch, der wachsam und neugierig sein Gegenüber betrachtet.
Haben Sie so gar keine Angst, dass die Figur gestohlen werden könnte ?
Die Holzfigur ist sehr schwer und gut befestigt. Er liegt mit dem Hauptgewicht, also durch seine Arme, fest auf dem Sockel. Ein Diebstahl würde somit zumindest schwerfallen.
Interview und Foto: Lilli Schmitz, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 16, 2020