ANDREAS ECKERT ÜBER PERSONALMANGEL, »SMARTE« HEIZUNGEN UND KARL LAGERFELD


Es muss mehr passieren, um junge Leute zu gewinnen.

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Andreas Eckert (51) ist Meister im Zentralheizungs- und Lüftungsbauerhandwerk, zertifizierter Bad-Manager und Inhaber des Findorffer Dienstleistungsunternehmens »Rolf Flato«. Er und ein bewährtes Team von zehn MitarbeiterInnen sind seit nunmehr sechs Jahren am »neuen Standort« in der Admiralstraße 19 ansässig. In den Ausstellungsräumen berät Andreas Eckert umfassend, fair und persönlich rund um Heizung, Sanitär und Klima. Privat lebt der »Smart«-Fahrer im Nachbarstadtteil Schwachhausen in einer festen Beziehung. Hobbys von Andreas Eckert sind arbeiten und Golf spielen. »Rolf Flato Inhaber Andreas Eckert« ist geöffnet montags bis donnerstags von 7:00 bis 17:00 Uhr und freitags von 7:00 bis 13:00 Uhr und ist erreichbar unter Telefon 35 65 17. Außerdem gibt einen 24-Stunden-Notdienst. Ausführliche Informationen über das Unternehmen gibt es auf www.flato.de

 


Herr Eckert, Sie sind Meister im Zentralheizungs- und Lüftungsbauerhandwerk und der Inhaber von »Rolf Flato«. Das Unternehmen gibt es in Findorff seit über 100 Jahren. Wann und wie haben Sie

einst dort angefangen ?

 

Ich habe Zentralheizungs- und Lüftungsbauer gelernt, dann aber erstmal im Vertrieb gearbeitet. Während dieser Tätigkeit habe ich Rolf Flato viele Heizungen verkauft. Er selbst wollte damals nicht mehr, weil es ihm zu stressig und zu viel geworden war. Er hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte, sein Unternehmen zu übernehmen. Nach zehn Jahren Vertriebstätigkeit hatte ich große Lust, nach dem Motto »Back to the Roots« wieder etwas anderes zu machen. Wir wurden uns einig – und so bin ich zu einem eigenen Betrieb gekommen. Ich habe das Unternehmen »Rolf Flato« vor fast fünfzehn Jahren am 1. August 2006 übernommen.

 

Wer aufmerksam durch den Stadtteil geht, wird zwei Unternehmen für Sanitär, Bad und Heizung entdecken: »Rolf Flato Inh. Andreas Eckert« in der Admiralstraße und »Flato Haustechnik« in der Hemmstraße. Wie kam es dazu, dass es in Findorff zwei Unternehmen »Flato« aus einer Branche gibt ?

 

Das ist ganz einfach. Die Tochter von Rolf Flato wollte das Unternehmen damals nicht übernehmen. Andrea ist seinerzeit zurück in den Stadtteil gekommen und hat mit ihrem damaligen Mann bei mir gearbeitet. Als ich 2015 den ursprünglichen Standort von »Rolf Flato« verlassen habe, um größere Geschäftsräumlichkeiten anzumieten, haben sich Andrea Flato und ihr Mann überlegt, sich am alten Standort selbstständig zu machen, auch um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Daher gibt es

jetzt in Findorff zwei Unternehmen namens »Flato«.

 

Überall im Stadtteil sieht man Ihre Fahrzeuge im Einsatz. Wie groß ist Ihr Team ?

 

Aktuell haben wir zehn MitarbeiterInnen, darunter sechs Gesellen, drei Auszubildende und eine Dame im Büro. Eine weitere Bürokraft suchen wir zur Zeit noch.

 

Auf Ihrem Schaufenster steht groß geschrieben »Monteure gesucht!«. Wie schwierig ist es heutzutage für ein Heizungs- und Sanitärunternehmen, gute MitarbeiterInnen zu finden ?

 

Diese Entwicklung hat sich schon vor ungefähr drei, vier Jahren angedeutet: Es ist heute extrem schwierig MonteurInnen zu finden. Das Problem beginnt beim Mangel an Nachwuchs und der schulischen Bildungsqualität einiger BewerberInnen, die zu uns kommen. Gleichzeitig wirbt uns die Industrie das Fachpersonal mit viel Geld ab – Geld, das wir als Löhne nicht zahlen können, weil wir die hohen Lohnkosten an die KundInnen weiterleiten müssten, die die daraus resultierenden Stundensätze völlig zu Recht nicht mehr akzeptieren würden.

 

Ein Installateur- und Heizungsbaumeister aus Findorff erzählte mir, dass es auch schwierig sei, junge Menschen für den Ausbildungsberuf »Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik« zu begeistern. Der Beruf wäre bei jungen Menschen immer noch mit einem überholten Klischee des Klempners belegt, der für »Gas, Wasser und Scheiße« zuständig sei. Er hat einen Kandidaten erlebt, der meinte, Klempner wird man nur, wenn einem nichts anderes einfällt. Ist das so – und wenn ja: Was müsste man tun, um das negativ besetzte Image der Branche zu ändern ? 

 

Das ist richtig. Unsere Lobby und ihr Einfluss ist in den letzten Jahrzehnten nicht sehr groß gewesen. Es muss mehr passieren, um junge Leute für den Beruf zu gewinnen. Die Anforderungen haben sich mittlerweile sehr gewandelt. Der Beruf  ist extrem vielfältig und abwechslungsreich geworden. Toll ist: Ich habe jeden Tag Kontakt zu unterschiedlichen Menschen. Ich habe jeden Tag andere Aufgabenstellungen. Ich kann frei und flexibel agieren. Wer möchte, kann sich auf bestimmte Aufgaben und Bereiche spezialisieren – und wer besonders fit ist, kann noch ein Studium anhängen, den Meister machen und eine eigene Firma gründen. Die verschiedenen Möglichkeiten einen eigenen Weg zu gehen sind immens und toll – nur muss das auch in der Öffentlichkeit herübergebracht werden.

 

Können Sie Beispiele nennen, wie sich die Anforderungen und Kompetenzen – neudeutsch: »Skills« – in Ihrem Beruf geändert haben ? Spielt die Digitalisierung eine größere Rolle ?

 

Das ist zutreffend: Auch unser Beruf ist von der Digitalisierung nicht ausgenommen. Es gibt heute moderne, neue Heizungen, die wie kleine Computer sind und komplett per Smart- oder iPhone geregelt werden. Das ist nur ein Beispiel. Mit »Smart Home« als System hat sich viel geändert. In einem technisch intelligenten Zuhause hat man weniger Arbeit, spart Energiekosten, weil Heizung oder auch Licht sich effektiv, sicher und problemlos digital steuern lassen. MoneurInnen haben heute immer ein Smartphone dabei, um sich beispielsweise Daten einer realisierten Installation abzuspeichern und dadurch zu dokumentieren. Auch das papierlose Büro, von dem wir seit dreißig Jahren reden, wird jetzt Realität. Es gibt bei uns keine Zettel mehr: Wir arbeiten im Service zum Beispiel mittlerweile mit Tablets, auf denen die KundInnen digital unterschreiben. Alle Infos kommen bei uns in Echtzeit an – und das ist schon toll.

 

Herr Eckert, in drei kurzen Sätzen ein flammendes Plädoyer für Ihren Beruf: Warum macht es Spaß, sich bei Ihnen zum  Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker ausbilden zu lassen ? 

 

Erstens: Bei uns gibt es jeden Tag eine berauschende Vielfalt an Aufgaben und Tätigkeiten. Zweitens: Wir bieten eine hohe Flexibilität in den Arbeitszeiten. Drittens: Unsere Teameinheiten sind klein und familiär aufgestellt. Fazit: Wir eröffnen interessante Wege für die persönliche Zukunftsgestaltung.

 


Wer gut ist, kann bei uns auch mehr verdienen.

Wie kann man sich bei Ihnen melden, um mehr über den Beruf zu erfahren, um ein Praktikum oder vielleicht sogar eine Ausbildung bei »Rolf Flato« zu machen ? 

 

Ein Praktikum ist eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, wo die eigenen Stärken liegen und was einem beruflich Spaß machen könnte. Die Kontaktaufnahme ist ganz unkompliziert:  anrufen, mailen oder einfach vorbeikommen – völlig egal, das geht alles. 

 

Wie hoch ist der Lohn im ersten Ausbildungsjahr – und wieviel kann man später als ausgebildeter Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker verdienen ? 

 

Im 1. Ausbildungsjahr verdienen angehende InstallateurInnen monatlich 600,00 Euro brutto. Das durchschnittliche Gehalt eines Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klima-

technik liegt zwischen 2.000 Euro und 3.200 Euro brutto im Monat. Wer gut ist, kann bei uns auch mehr verdienen.

 

Während Gastronomie und Einzelhandel in der Coronakrise um ihr Überleben kämpfen, habe ich den Eindruck, Handwerk hat weiterhin goldenen Boden. Ist das so ?

 

Als es im März 2020 mit Corona richtig losging, hatten wir einen kleinen Einbruch. Viele Menschen wollten damals keine MonteurInnen bei sich zuhause sehen. Mittlerweile läuft es wieder sehr gut. Selbstverständlich arbeiten alle von uns nach dem Hygienekonzept. Wir tragen Masken und halten Abstand. Um Aufträge muss ich mir keine Sorgen machen. Es hapert momentan nur an neuen MitarbeiterInnen.

 

Vor sechs Jahren sind Sie mit Ihrem Unternehmen von der Hemmstraße in die Admiralstraße umgezogen. In den »neuen« Räumlichkeiten verfügen Sie jetzt über mehr Gesamtfläche für Geschäftsführung, Büro, Werkstatt und Lager – und es gibt einen kleinen Showroom. Reicht der aus, um mir bei vorhandenem Interesse erste Anregungen für qualitativ hochwertige Badlösungen zu geben ? 

 

Nein. Vor Ort ist das bei uns nur ein minimaler Showroom, um über unser Schaufenster zu zeigen, worum es in diesem Geschäft überhaupt geht.

 

Worauf kommt es an, wenn ich mein Bad neu gestalten lassen möchte – und wie läuft eine entsprechende Beratung ab ?

 

Eine anschauliche Beratung erfolgt immer über die großflächigen Ausstellungsräume der GroßhändlerInnen, wo für unsere KundInnen ein umfassendes und vielfältiges Angebot zu sehen ist. In der Beratung gibt es ein klares Procedere. Der erste Schritt im Bad-Check ist, dass ich zur Kundin oder zum Kunden fahre und die Gegebenheiten in den Räumlichkeiten vor Ort kennenlerne, um mir zu überlegen, wie ich die Wünsche und Anforderungen umsetzen kann. Wir besprechen natürlich auch, was es kosten darf. Danach gibt es ein erstes Angebot. Wenn das Angebot angenommen wird, fahren wir zusammen zu den Ausstellungsräumen des Großhändlers, um verschiedene Alternativen bezogen auf technische Möglichkeiten und Design kennenzulernen und auszuwählen. Wir überprüfen zugleich auch, ob die Elemente für die Badgestaltung tatsächlich in das Budget passen. Wir finden fast immer eine abgestimmte Lösung. Dann folgen die weiteren Schritte wie Planung und Ausführung, die wir mit bewährten MalerInnen und MaurerInnen aus unserem Handwerkerpool bis zur Endreinigung komplett aus einer Hand anbieten.

 

Ihr Slogan lautet: »Akkurat muss es sein.« Akkurat heißt ja sorgfältig und ordentlich. Können Sie uns Ihren Anspruch noch näher erläutern ?

 

Diese Kernaussage unserer Philosophie ist aus meiner Ausbildungszeit heraus entstanden. Mein Lehrmeister hat immer gesagt: »Junge, mach‘ das anständig. Wenn der Kunde glücklich ist, dann bin auch ich glücklich und dann wirst auch Du glücklich sein.« Diesen Satz habe ich mitgenommen und mir zu Beginn meiner Selbstständigkeit gesagt: »So will ich arbeiten !« Heute sage ich meinen Auszubildenden: »Wenn Du findest, dass das, was Du geleistet hast, super geworden ist, dann merkt das auch der Kunde – und wir sind alle glücklich.«

 

Als Karl Lagerfeld 2019 verstarb, stand in Ihrem Schaufenster ein Schwarzweißfoto als Andenken an den Modemacher. Karl Lagerfeld galt als preußisch diszipliniert und sehr arbeitsam. Was kann man von einer solchen Legende lernen ?

 

Genau das. Disziplin und Fleiß sind die Eigenschaften, die uns auszeichnen. Wenn ich einen Beruf habe, der mir Spaß macht, kommt automatisch der Fleiß dazu, weil ich dann mehr arbeite, als ich eigentlich muss – zum Beispiel, wenn ich mir auch noch zuhause Gedanken mache. Disziplin ist erforderlich, um jeden Tag aufzustehen und sich zu sagen: »Heute mache ich dieses und jenes.« Nicht nur in dieser Hinsicht bleibt Karl Lagerfeld für mich ein großes Vorbild.

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Martin Bockhacker, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 17, 2021

 

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© Martin Bockhacker, www.bildplantage13.de