Klaus Gipmans über 45 Jahre Bremer Rundfunkmuseum IN FINDORFF


Ein besonderer Gag ist eine singende Postkarte.

Jörg Lochmon ist im Kulturzentrum Schlachthof mit zuständig für das Programm in Bremen Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen

Wir trafen Herr Gipmans, 1. Vorsitzender des Bremer Rundfunkmuseums, das seinen Standort in unserem Stadtteil in der Findorffstraße 22 - 24 hat. Geöffnet ist Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, und Sonntag von 10:00 Uhr - 15:00 Uhr. An jedem 1. Donnerstag im Monat ist von 10:00 Uhr - 19:00 Uhr geöffnet. Weitere Infos auf www.bremer-rundfunkmuseum.de

 


Herr Gipmans, Sie sind 1. Vorsitzender des Bremer Rundfunkmuseums. Seit wann gibt es das Rundfunkmuseum ?

 

Angefangen hat es 1978 in den Räumen des Kulturzentrums Schlachthof, als einige Funkamateure sich zusammenfanden und einen Verein gründeten. Das Museum hatte seine ersten Räume neben dem Kulturzentrum in einem Gebäude, in dem ganz früher Fleisch und Wurst verkauft wurde. Im Jahr 2000 sind wir in unsere jetzigen Räume auf dem Plantagenhof des Kröncke-Geländes umgezogen.

Vor 30 Jahren war ich als Student mal am ersten Standort, der ja bedeutend kleiner war. Ich muss zugeben, dass ich heute von der Menge und Vielseitigkeit der Exponate überrascht bin. Es hat sich Einiges getan.

 

Können Sie unseren LeserInnen einen groben Überblick über die Ausstellungräume geben ?

 

Insgesamt haben wir über 700 Exponate, die die hundertjährige Geschichte des Rundfunks sowie des Amateurfunks dokumentieren. Viele Exponate kamen in all den Jahren als Spenden zu uns. Jemand löst einen Haushalt auf und findet auf dem Dachboden Opas Radio aus den Fünfzigern oder in einer Schublade ein Taschen-Radio im Donald-Duck-Design aus seiner Kindheit. Wegwerfen ? Zu schade. Also fragt man einfach bei uns an. 

 

Sie haben hier auch Exponate, die zumindest ich noch nie gesehen, geschweige denn, in Funktion erlebt habe.

 

Es gibt viel zu entdecken: Wir haben bspw. den »SABA Telerama«, einen ganz frühen »Datenbeamer« aus den Fünfziger Jahren. Über einen Spiegelmechanismus werden Fernsehbilder auf eine Leinwand projiziert. Wir haben einen Parlographen – das ist im Prinzip das erste Diktiergerät, erfunden Anfang des 20. Jahrhunderts vom Schweden Carl Lindström. Das Gerät arbeitet mit einer sich drehenden Wachswalze, in die mit einer Nadel die Vibrationen der Stimme reingekratzt werden. Ein Schalltrichter gibt die mechanische Aufnahme akustisch wieder. Außerdem können wir veranschaulichen, wie man Vinyl-Schallplatten schneidet – eine Technik, die immer noch praktiziert wird. Manche Erfindungen haben sich nur eine gewisse Zeit gehalten, durchgesetzt hat sich ein anderer Standard. Ein Beispiel ist die Hörspielkassette, von der es seit den frühen Sechziger Jahren mehrere Formate gab. In digitalen Zeiten von »spotify« ist sie wohl nur noch für Liebhaber von Bedeutung. Ein besonderer Gag ist eine singende Postkarte ! Was es damit auf sich hat, verrate ich aber nur bei einer Führung.

 


Wir haben dieses Jahr ein Jubiläum zu feiern.

Das Rundfunkmuseum ist auch ein Ort der Begegnung  ...

 

Ja, wir veranstalten regelmäßig Abende, an denen Hörspiele gesendet werden, die einst von Radio Bremen produziert wurden. Zurzeit bringen wir eine Reihe plattdeutscher Aufnahmen.

Das Hörspiel wird an dem Abend auf vielen unserer Radios zu hören sein. Man kann in unseren Räumlichkeiten irgendwo ein Radio anschalten, die entsprechende Frequenz einstellen, sich gemütlich hinsetzen und zuhören.

 

Zum Glück haben Sie mich durch alle Räume geführt, vieles erklärt und einige Funktionen demonstriert. Wenn ich ganz allein durch das Museum gegangen wäre, hätte mich das

Angebot überfordert. Sie bieten daher auch Führungen an ...

 

Wir arbeiten mit der Touristikzentrale, der Bremer Volkshochschule und einigen MINT-Schulen zusammen – das sind Schulen mit den Schwerpunkten Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, Technik. Wir werden auch von der Kulturbehörde unterstützt. Eine normale Führung dauert etwa 90 Minuten. Für Schulklassen bieten wir aber auch kürzere Rundgänge an und demonstrieren die Top 10, bei denen die SchülerInnen auch selbst etwas ausprobieren und entdecken können. Aber man kann auch als Kleingruppe einen Termin vereinbaren, mit der Familie oder mit FreundInnen. Einen Hinweis noch in eigener Sache: Wir haben dieses Jahr ein Jubiläum zu feiern. Am 29. Oktober 1923 begann in Deutschland der Rundfunkbetrieb. Zu diesem Anlass bereiten wir im Bremer Rundfunkmuseum in Findorff für den Herbst eine Sonderausstellung vor.

 

Interview: Dr. Peter Holz, Foto: Martin BockhackerInterview erschienen in Ausgabe Nr. 25, 2023

 

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Foto © Martin Bockhacker, www.bildplantage13.de