Moin! Ihr kennt doch bestimmt auch noch die Buchreihe »WAS IST WAS«, oder ? Diese gibt es bereits seit 1963 und in meiner Jugend konnte ich mir mit diesen Büchern viele Themen erschließen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Das war immer sehr inspirierend und spannend. Der Urmensch, Dinosaurier, Planeten und Raumfahrt, Heimtiere und viele mehr gehörten dazu, Mathematik weniger. Aktuelle Ausgaben der Buchreihe befassen sich mit Themen wie Roboter, Schleim und Polizei. Die Buchreihe hat sich also zeitgemäß entwickelt. Heute interessiert mich das Thema »Quartiersmanagement« und ich suche nach dem entsprechenden Buch aus der Reihe. »Quartiersmanagement«, ein Begriff, der stadtteilbezogen immer wieder Präsenz zeigt, aber irgendwie auch diffus bleibt, oder ? Was ist das eigentlich und wer macht das, wenn es denn stattfindet ?
»WAS IST WAS« hat hier für mich als Leser der Reihe nach Jahrzehnten noch keine Antwort geliefert. Also muss ich selbst ran: Aus meinem beruflichen Kontext kenne ich Quartiersmanagement als Instrument der Stadtentwicklung, das sich auf die Verbesserung der Lebensqualität in einem Stadtteil konzentriert. Das mag zunächst abstrakt klingen, konkretisiert sich aber über die Aufgabenstellung: Quartiersmanagement soll die soziale, städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung im Stadtteil fördern, indem es die Beteiligung und Vernetzung der BewohnerInnen, lokaler Organisationen und auch der Behörden ermöglicht. Das ist eine umfangreiche und lebendige Aufgabe. Konkret bedeutet das, dass das Quartiersmanagement als Vermittler zwischen den AnwohnerInnen, den AkteurInnen im Stadtteil und der Verwaltung auftritt. Das Quartiersmanagement aktiviert und fördert das Engagement der BewohnerInnen für den Stadtteil und unterstützt die Arbeit lokaler Initiativen. Es vernetzt die verschiedenen AkteurInnen im Stadtteil, um gemeinsam verabredete Ziele zu erreichen.
Diese Ziele sind vielfältig. Hier ein paar Beispiele:
Wo das Quartiersmanagement nicht selbst aktiv wird, berät es die BewohnerInnen des Stadtteils bei ihren Problemen und Anliegen, bei der Suche nach Lösungen und begleitet die Prozesse von städtebaulichen Maßnahmen und Projekten.
Damit ist klar, das Quartiersmanagement hat eine sehr wichtige und zentrale Aufgabe, um die Lebensqualität im Stadtteil zu bewahren und zu entwickeln. Und wer setzt das um ? Der Stadt Bremen ist es zurzeit jährlich ungefähr 120.000 Euro pro Stadtteil wert, ein Quartiersmanagement zu ermöglichen. Dieses Geld geht als Förderung an die Trägervereine, die das Quartiersmanagement gewährleisten und umsetzen. Die Vereine heißen in Bremen zum Beispiel »Quartiersmeisterei Walle – Kulturhaus Walle«, »Brodelpott e.V.«, »Stadtteilmarketing Hemelingen e.V.«, »Neustadt Stadtteilmanagement e.V.,« »Kultur vor Ort e.V.«, »Gröpelingen Marketing e.V.« und hier in Findorff »Findorffer Geschäftsleute e.V.«.
Moment mal – hallo Findorff ! Ich habe es mir mal einfach gemacht und die Internetseiten der Trägervereine angesehen und verglichen. Während in Gröpelingen, Hemelingen, Walle und in der Neustadt gemeinnützige Vereine mit zweckorientierten Namen das Quartiersmanagement gewährleisten und diese Aufgabe im Mittelpunkt steht, übernimmt das in Findorff ein Gewerbeverein von einigen lokalen Geschäftsleuten ? Hat ein Gewerbeverein als lokaler Lobbyist nicht zunächst das Interesse, seinen Mitgliedern wirtschaftliche Vorteile im Stadtteil zu ermöglichen ? Wie passt das zu der übergeordneten Aufgabe eines Quartiersmanagements mit den oben dargestellten Zielen ? Welche operativen Strukturen gewährleistet eine Wirtschaftsinteressengemeinschaft als Träger eines übergeordneten Quartiersmanagements ? Wo ist deren Anlaufstelle und wer setzt das personell um ? Wie werden die Fördergelder in Höhe von ca. 120.000 Euro verwendet und wie wird die Verwendung dieser Steuergelder inhaltlich und transparent begründet und online veröffentlicht ?
Eigentlich geht es in dieser Kolumne um Antworten zum Thema »Quartiersmanagement« – und dann stehen doch am Ende wieder viele Fragen im öffentlichen Raum; zumindest für den Stadtteil Findorff. »WAS IST WAS« hilft auch hier nicht weiter. Die Ausgaben der Buchreihe über Bürgernähe, Vernetzung, Kulturarbeit, Interessenskonflikte, Transparenz und Steuergeldver(sch)wendung sind leider noch nicht erschienen.
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