DIE »BEGeno« Realisiert regenerative Energieprojekte


Wir nehmen Energieversorgung selbst in die Hand.

Die Bürger Energie Bremen eG setzt sich für klimaschonende Energiegewinnung in der Region Bremen ein. Die BEGeno, die ihren Ursprung in Findorff hat, plant und betreibt mit Bürgerinnen und Bürgern Projekte zur Energieerzeugung aus Wind und Sonne. Zur Finanzierung neuer Anlagen sucht die BEGeno aktuell noch Genossenschaftsmitglieder, die sich beteiligen wollen. Mehr unter www.begeno.de

 


Sven Punke, Sie sind Mitbegründer der Bürger Energie Bremen Genossenschaft. Die BEGeno hat sich zur Aufgabe gemacht, die Energiewende selbst in die Hand zu nehmen. BEGeno wurde 2014 in Findorff gegründet – wie kam es dazu ?

 

Der Erfolg der Energiewende ist für mich immer schon ein wichtiges Thema gewesen. Ich glaube, das funktioniert nur, wenn wir die Menschen auch mitnehmen und beteiligen. In Bremen gab es bisher aber keine Möglichkeit dazu. Es gab zwar einige Energiegenossenschaften, aber keine, in der sich die Leute auch mit geringen Mitteln beteiligen und eigene Projekte umsetzen können. Zusammen mit der Initiative »Leben in Findorff« (LiF) haben wir eine erste Idee entwickelt, auf der Bahnbrache bei Findorff einen Solarpark in Bürgerhand zu errichten. Das war der Start. Ich habe mich dann intensiv  mit Energiegenossenschaften beschäftigt. Ich arbeite seit 15 Jahren in der Energiebranche und habe viel mit Bürgerprojekten zu tun. Vor knapp drei Jahren haben wir dann mit interessierten Leuten aus anderen Genossenschaften, von LiF und dem BUND die BEGeno gegründet.

 

Was haben die Bürger davon? Wie kann man sich beteiligen ?

 

Wir wollen den Leuten die Möglichkeit geben, sich an regionalen Projekten zu beteiligen und die Energie zu verbrauchen, die die Genossenschaft selbst produziert, damit möglichst viel der Wertschöpfung in der Region bleibt. Es geht mir nicht nur um die Rendite. Es geht auch um den guten Zweck, um aktive Beiträge zu einer nachhaltigen Gesellschaft und natürlich um Klimaschutz. Bei uns Mitglied zu werden, ist ganz einfach: Jedes Mitglied muss eine Mindesteinlage von 1.000 Euro leisten, kann sich aber auch mit größeren Beträgen einbringen. In unserer Genossenschaft hat jedes Mitglied eine Stimme – unabhängig von der Höhe der Einlage. Für das Geld bauen wir Wind- und Solaranlagen, mit denen wir dann unsere eigene erneuerbare Energie erzeugen. Bei unseren Energieprojekten weiß man, was mit dem Geld passiert. Damit lassen sich auch bessere Renditen erwirtschaften, als im Moment mit jedem Sparbuch. Zur Zeit haben wir rund 60 Mitglieder. Klar ist: Je mehr Menschen mitmachen, desto besser und umso größer können die Projekte werden.

 

Die BEGeno hat ja bereits Solaranlagen gebaut, jetzt kommen große Windenergieanlagen dazu. Wo werden die stehen ?

 

Wir werden die ersten Bürgerwindanlagen in Raum Bremen bauen und betreiben. Darauf haben wir lange hingearbeitet. Die wurden zum Glück noch Ende letzten Jahres genehmigt. Unser erstes Windrad gehört zum Windpark Giersberg-Ost bei Langwedel in der Nähe von Verden. Wir rechnen damit, dass die Windanlage im Herbst 2017 in Betrieb geht. Eine zweite große Anlage planen wir am Gewerbegebiet »Hansalinie« in Hemelingen. Hier sind die Entscheidungen aber noch nicht final getroffen. Wir finden, dass Windenergie gut zu den Gewerbebetrieben in der Nachbarschaft in Hemelingen passt. Die Unternehmen könnten Ihre Energie direkt vor Ort bekommen und so nachhaltig wirtschaften. Wir haben dort auch schon ein Projekt mit einem Betrieb umgesetzt, der seinen Strom direkt von unserer Bürgersolaranlage bekommt. 

 


Genossenschaften sind insolvenzsicher.

 

Wie groß wird die Rendite der Windanlagen vermutlich sein ?

 

Eine Windenergieanlage hat drei Megawatt. Das reicht, um über 2.000 Haushalte mit grünem Strom zu versorgen. Um eine Windenergieanlage zu finanzieren, müssen die Genossen ungefähr eine Million Euro Eigenkapital aufbringen. Der finanzielle Einsatz soll sich auch auf lange Sicht auch lohnen. Ich gehe davon aus, dass unsere auf zwanzig Jahre angelegten Projekte durchschnittlich mindestens drei bis vier Prozent Rendite erwirtschaften. Das ist auf alle Fälle mehr, als einem die Banken zur Zeit bieten können. Und Genossenschaften sind insolvenzsicher. Unser Geschäftsbetrieb wird regelmäßig extern überprüft und die Entscheidungsprozesse sind sehr transparent. 

 

Kann man auch den Strom aus BEGeno-Anlagen beziehen ?

 

Ja, seit kurzem bieten wir »Bürgerstrom« an. Das ist zu 100 % Ökostrom von Energiegenossenschaften. Dazu wir haben uns den Bürgerwerken angeschlossen. Die Bürgerwerke sind ein Verbund von über 6o Energiegenossenschaften in Deutschland. Der Strom stammt aus Solar- und Windenergieanlagen in Bürgerhand und einem deutschen Wasserkraftwerk, also im Prinzip auch aus unseren Anlagen. Im Vergleich mit anderen Ökostrom-Anbietern sind die Bürgerstromtarife richtig günstig. 

 

Sind auch in Findorff und umzu Energieprojekte geplant ?

 

Klar, auch in Findorff können wir uns Projekte vorstellen. Wir sind zum Beispiel weiter auf der Suche nach passenden Dächern für unsere Solaranlagen. Eine Idee ist, dass wir auch auf Mehrfamilienhäusern und mit Wohnungsbaugesellschaften Solar-Projekte realisieren – damit auch Mieter in Zukunft günstigen Solarstrom vom eigenen Dach nutzen können.

 

Interview: Ulf Jacob, Foto: Kerstin Rolfes, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 1, 2017

 

© Kerstin Rolfes
© Kerstin Rolfes