INDIVIDUELLE MODE VON »LA GITANA«


Mode bedeutet für mich auch Wertschätzung.

Die visionäre Unternehmerin Gitana Schilowitsch beweist mit Ihrer Mode, dass es geht: fair produzierte Textilien zu fairen Preisen – auch in Deutschland, allen kritischen Äußerungen zum Trotz. Ihre Haltung und Modedesign sind kein kurzlebiger Trend, sondern etwas Nachhaltiges, Dauerhaftes: für heute, morgen und übermorgen – und zwar aus vollster Überzeugung. Mittlerweile hat sich die Modedesignerin in Bremen etabliert. Doch für Stillstand hat sie viel zu viele Pläne im Kopf – zum Beispiel eine eigene Produktionsstätte in Bremen zu errichten, mit fair bezahlten Arbeitsplätzen und ohne Dumpingpreise für das große Geschäft. Mehr unter www.lagitana-bremen.de

 


Sie werden als Vollblut-Mode-Individualistin bezeichnet. Was darf ich mir darunter vorstellen ?

 

Mir geht es nicht darum, Masse zu produzieren. Rücksicht auf Qualität und Nachhaltigkeit ist mir wichtig. Ich entwerfe Mode, die zu 100 % fair hergestellt und auf Wunsch ganz individuell auf jede Frau zugeschnitten wird. Ich entwerfe nicht irgendetwas für die Stange, sondern echte Unikate »made in Bremen«. 

 

Was passiert vor dem eigentlichen Entwurfsprozess ?

 

Für die Beratung meiner KundInnen nehme ich mir viel Zeit, erkläre ihnen mein besonderes Konzept und meine Haltung zur Mode. Ich empfehle ihnen in wenige, aber qualitativ hochwertige Stücke zu investieren. Lieber ein oder zwei hochwertige T-Shirts kaufen, als fünf Oberteile von einer Fast-Fashion-Kette – das ist mein Appell. Das Label »laGitana« steht für  Mode, die nicht nur eine Saison Freude macht, sondern völlig zeitlos ist. Bei mir gibt es keine Kleider, die ein dreimaliges Waschen nicht überstehen. Jedes meiner Modelle ist in jeder Größe, Länge und in unterschiedlichen Stoffdesigns und Farben wählbar. 

 

Seit wann sind Sie als selbstständige Modedesignerin tätig ?

 

Ich habe mich früh dafür entschieden und mit 26 Jahren meine Schneiderei in Findorff eröffnet. Vor fünf Jahren war die Zeit reif für eine eigene Modekollektion: Ich entwickelte »laGitana«. 

 

Waren Sie mit Ihrer Selbstständigkeit gleich erfolgreich ?

 

Der Weg war nicht leicht, schon gar nicht als Mode-Rebellin gegen die Fast-Fashion-Industrie. Aber ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Wir sollten nicht nur auf Marken achten. Qualität und ob ein Kleidungsstück moralisch vertretbar ist, zählt. Mit einem Shirt trägt jeder auch soziale Verantwortung. Wir brauchen keinen vollen Kleiderschrank, es muss nur das Richtige darin sein: wahre »Lieblingsstücke«. Mit der Mode von »laGitana«, die ausschließlich in Bremen produziert wird, biete ich eine Alternative.

 


Eine eindeutige Haltung ist wichtig.

 

Das Angebot, ihre Kollektionen in hoher Stückzahl im Ausland produzieren zu lassen, haben Sie abgelehnt. Warum ?

 

Mode bedeutet für mich auch Wertschätzung: für das Produkt und für die Arbeit, die dahinter steht. Wenn ein Kleidungsstück so viel kostet wie ein Cappuccino XL kann etwas nicht stimmen. Die Modeindustrie ist keine »saubere« Branche – im Gegenteil. Jedes Jahr bringt sie bis zu 52 neue Kollektionen auf den Markt. Wer braucht das ? Das Resultat dieser Massenproduktion sind schlecht bezahlte NäherInnen oder FärberInnen. Für unseren überfüllten Kleiderschrank schädigen Menschen ihre Gesundheit und setzen dabei sogar oft ihr Leben aufs Spiel. Als Belohnung für diese menschenunwürdige Arbeit leben sie dann oft am absoluten Existenzminimum. Eine eindeutige Haltung ist wichtig. Ich jedenfalls möchte mit dieser Ausbeutung unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und auch mit Dumpingpreisen nichts zu tun haben. 

 

Mit der Mode ist es immer so eine Sache. Gibt es individuell Maßgeschneidertes auch für »mollige« Typen ? 

 

Ich entwerfe Mode, die sich individuell anpassen lässt, nicht umgekehrt. Das sehe ich ganz klar so. Wir sind umzingelt von Werbeplakaten der großen Modeketten mit krank aussehenden Magermodels. Ich frage mich wirklich, was mit unserer Gesellschaft nicht stimmt. Krank und kaputt ist doch nicht schick? 

 

Als es noch Modekataloge gab, mochte ich die Wahrheit in dem Satz »Jedes Produkt in einem Katalog schreit Dich an: Du besitzt mich noch nicht!« Heute kann man über QR-Codes Produkte auf Plakaten mit dem Smartphone aufrufen und sofort bestellen – wie mit einer Wunschmaschine. Die Bedürfnisweckung ist noch perfekter geworden. Welches sind heute die Images, mit der Massenware verkauft wird ?

 

Feminismus heißt die neue Werbebotschaft, Natürlichkeit ist Trend. Die Entwicklung zu einem echten, nicht aufgesetzten Selbstbewusstsein unterstütze ich voll. Aber leider wird von der Modeindustrie weiterhin viel Geld ausgeben für aufgesetzte Images und den Menschen mit feministisch inszenierten Kampagnen etwas vorgespielt, was sie im Kern einfach nicht sind, oder nicht leisten. Es werden Werte vermittelt, die nicht ehrlich gemeint sind – und mit der schmutzigen Realität sowieso nichts zu tun haben. Haben menschenunwürdige

Produktionsbedingungen und Ausbeutung irgendetwas mit Feminismus zu tun ? 

 

Untersuchungen belegen, das Menschen, die selbst etwas herstellen, zu den glücklichsten gehören. Wann sind Sie glücklich ?

 

Wenn ich Sinnvolles tue und die schönen Momente genieße. 

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Bildplantage13Interview erschienen in Ausgabe Nr. 1, 2017

 

© Bildplanatge13
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