Die »Flotte Karotte« und die »Füllerei Findorff« fusionieren – und ziehen demnächst in den ehemaligen EDEKA in der Münchener Straße ein. Den Bioladen »Flotte Karotte« von Tobias Wolf und Nicole Kahla gibt es seit 2001. Nicole Kahla schied dieses Jahr aus persönlichen Gründen aus. Nora Osler ließ Ende 2019 alle Jobs hinter sich, um sich fortan auf die »Füllerei Findorff«. zu konzentrieren. Nora und Tobias finden Nachhaltigkeit und umweltbewusstes Leben wichtig – und sind dafür mit besonderen Geschäftsmodellen aus Findorff nicht mehr wegzudenken. Aktuelle Infos zur Eröffnung im Sommer gibt es demnächst in den Läden und im Dorffunk– und das Interview dazu vorab in FINDORFF GLEICH NEBENAN.
Nora und Tobias, es gibt Neuigkeiten im Findorffer Einzelhandel: Die »Füllerei Findorff« und die »Flotte Karotte« werden demnächst bei uns im Stadtteil fusionieren.Wie kam es dazu ?
Nora: Tobias kam auf mich zu, als klar war, dass seine Geschäftspartnerin aussteigt. Nach einigen Gesprächen hatten wir das Gefühl: Hier kommt zusammen, was schon lange zusammen gehört.
Neuer Standort ist demnächst in der Münchener Straße 66/72. Dort war viele Jahre der EDEKA von Jörn Harste ansässig. Danach gastierte dort kurz der Lieferdienst »Gorillas«, der von dem Unternehmen »Getir« aufgekauft wurde – und seit Mitte Mai ganz weg ist aus Deutschland. Ihr hingegen seid als bodenständige EinzelhändlerInnen in Findorff fest verwurzelt. Warum habt Ihr Euch gemeinsam für die Fusion entschieden ?
Tobias: Es war klar, dass neue Räume her müssen. Unsere beiden Standorte gefallen uns gut, bieten aber für etwas Gemeinsames nicht genug Platz. Da kamen die Räumlichkeiten gerade recht, da sie auch gut zwischen unseren bisherigen Läden liegen.
Nora: ... und die Füllerei platzt schon länger aus allen Nähten, nicht nur im Laden. Was niemand sieht ist das Lager dahinter. Zukünftig freuen wir uns drauf, wieder viel mehr Bewegungsfreiheit und Gestaltungsspielraum zu haben.
Wie ist die Inhaberschaft untereinander geklärt ?
Tobias: Wir gründen gemeinsam ein neues Unternehmen und führen die Geschäfte gleichberechtigt. Wir kommen ja aus derselben Richtung – aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Also werden wir uns an vielen Stellen gut ergänzen und gleichzeitig von unserer langjährigen Erfahrung profitieren.
Der Unverpacktladen »Füllerei Findorff« und der Bioladen »Flotte Karotte« sind relativ klein und gemütlich. Man fühlte sich immer sofort persönlich angesprochen. Bleibt es auch auf der größeren Fläche dabei ? Was ist geplant, um nicht nur StammkundInnen weiterhin das gute Gefühl zu vermitteln, auch in den neuen Räumlichkeiten genau richtig zu sein ?
Nora: Natürlich bieten wir auch am neuen Standort eine schöne Atmosphäre. Eine ansprechende Gestaltung mit der alle sich willkommen fühlen können ist uns extrem wichtig. Daran ändert sich nichts. Allein schon durch unsere individuelle Einrichtung und den großen Anteil unverpackter Ware wird es wieder ein besonderer Laden, wo sich Menschen gerne treffen.
Wird es zur Belebung ein kleines Café zum Verweilen geben ?
Tobias: Es wird auf jeden Fall einen Bereich zum Verweilen geben. Kleine Leckereien haben wir ja sowieso im Sortiment. Ob wir den Betrieb eines richtigen Cafés einrichten wollen, wissen wir derzeit noch nicht. Das hängt von ganz verschiedenen Faktoren ab. Zunächst ist es uns wichtig, den neuen Laden zu etablieren.
Man konnte bisher in der »Flotten Karotte« mit und ohne Mitgliedschaft einkaufen. Nora hatte für die »Füllerei Findorff« zuletzt ein »Prepaid-Modell« umgesetzt. Wie bringt Ihr beide Modelle für eine regelmäßige Unterstützung durch die Kundinnen und Kunden zusammen – die auch für den nachhaltigen Handel in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch wichtiger geworden ist ?
Nora: Wir glauben, dass das alles perfekt zusammen passt. Wir sind ein Laden für alle, in dem sich Mitglieder durch Zahlung eines Beitrages günstigere Preise sichern können. Zusätzlich gibt es für alle die Möglichkeit, ein Konto anzulegen und von dem jeweiligen Guthaben einzukaufen. Für uns bringt dieses Angebot Sicherheit, Liquidität und man spart die EC-Gebühren. Es hat sich gezeigt, dass dieses Model extrem praktisch ist und von unseren KundInnen tatsächlich sehr geschätzt wird.
Wird es auch ein erweitertes Sortiment geben ?
Tobias: Wir starten mit dem was da ist. Dann optimieren wir im Laufe der Zeit. Aber wir können verraten, dass wir durchaus eine Liste mit Ideen und Wünschen haben. Der zusätzliche Platz, den wir haben werden, regt natürlich die Fantasie an.
Damit Eins plus Eins mehr als Eins ergibt: Welche Synergien wünscht Ihr Euch für das gemeinsame Projekt in Findorff ?
Tobias: Wir hoffen, dass neben den StammkundInnen weitere Menschen den Weg zu uns finden und den Standort beleben.
Nora: Außerdem werden wir unsere Zusammenarbeit bspw. mit der »Klimazone Bremen-Findorff«, »fietje«, dem »adfc« und anderen Projekten ausbauen. Wir glauben, dass wir ein tolles Angebot schaffen werden, bei dem für alle etwas dabei ist.
Tobias: Wir freuen uns auf das Feedback aus dem Stadtteil – und sehen uns dann zur Eröffnung nach den Sommerferien.
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Pressefoto, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 30, 2024