MARCEL KUECK INTERVIEWT PROMINENTE. AbER NICHT NUR


Ich glaube, dass es wichtig ist, authentisch zu bleiben.

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Marcel Kueck ist deutscher Podcaster, Sprecher sowie Moderator. Neben seiner Arbeit für den WDR in Köln arbeitete er bereits für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Bremen, Radio Bremen. Für das Hörfunkprogramm »Cosmo« arbeitete er bereits als Reporter on air. Sein Podcast heißt »Telefonbuch Spontan« – zu hören unter www.marcelkueck.com/podcast

 


Marcel, für unsere analog aufgestellten LeserInnen: Was ist ein Podcaster ?

 

Ich hoffe, dass ich darauf einigermaßen qualifiziert antworten kann (lacht). Im Grunde genommen ist ein Podcaster nichts anderes als der Produzent seines eigenen Podcasts. Einen Podcast wiederum können sich eure LeserInnen vorstellen wie eine Art Radioshow, die man sich im Internet immer wieder anhören kann. Ausschließlich Audio und »on demand«, wie wir vom Fach sagen würden.

 

Dein Podcast heißt »Telefonbuch Spontan«. Was verbirgt sich dahinter ?

 

Ich greife in »Telefonbuch Spontan« auf mein streng geheimes Telefonbuch zurück und spreche mit meinen Kontakten 25 Minuten lang über Gott und die Welt. Wen ich anrufe, entscheide ich während des Podcasts intuitiv – und versuche so für ein interessantes und vor allem unterhaltendes Gespräch zu sorgen.

 

Wer waren bisher deine GesprächspartnerInnen – und welche Sendung ist dir besonders in Erinnerung geblieben ?

 

Um die Sendungen immer wieder interessant zu gestalten, rufe ich natürlich Kontakte an, die vermutlich etwas zu erzählen haben. Das sind zum einen prominente Persönlichkeiten, wie Axel Schulz oder Johannes Strate von der Band »Revolverheld«. Darüber hinaus gibt es aber auch außergewöhnliche Sendungen wie die mit Tina Sohrab. Tina ist mit 15 Jahren über Nacht einfach erblindet. Sie musste sich urplötzlich in einem Leben wiederfinden, welches anders verlaufen würde, als sie sich es irgendwann mal ausgemalt hat. Das sind natürlich Sendungen, die sehr nah gehen und mich sowie meine HörerInnen ganz besonders berühren.

 

Reife Leistung: »Telefonbuch Spontan« stieg in diesem Jahr in der Rubrik »Unterhaltung« bis auf Platz 3 der iTunes-Charts. Wie schafft man das ?

 

Ich habe an meinem Geburtstag davon erfahren – und diese Platzierung war mit Abstand der schönste Moment in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Zu wissen, dass andere, dir völlig fremde Personen, mögen was du machst; das ist unglaublich. Ein Erfolgsgeheimnis habe ich aber nicht – sonst wäre es vermutlich auch die #1 geworden (lacht). Ich glaube, dass es in erster Linie wichtig ist, absolut authentisch zu bleiben und immer genau das durchzuziehen, was man selbst am meisten mag und gut findet. Die eigene Begeisterung, für das, was man tut, spüren die ZuhörerInnen: Es zahlt sich so gut wie immer aus.

 

Du hast gleichzeitig viel für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet, unter anderem für den WDR und Radio Bremen. Was hast du dort gemacht ?

 

Von Zeit zu Zeit darf ich dort beim internationalen und interkulturellen Hörfunkprogramm »Cosmo« die verschiedensten Kulturen kennenlernen und mit ganz fantastischen Menschen sprechen. Vom Leichenbestatter, der gerade dabei ist, ein Bestattungsfahrrad zu bauen, bis hin zur Kneipenwirtin, die aufgrund der Corona-Pandemie kurz vor der Insolvenz steht. Mehr Abwechslung geht nicht: Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich einen Anruf der Redaktion bekomme.

 

Warum hast du bisher ausschließlich bei öffentlich-rechtlichen Sendern gearbeitet ? Promiaffin, wie du bist, wären Privatsender wie RTL eigentlich naheliegender – zumal auch der Trash-Faktor dort sehr viel höher ist. Oder brauchst du für deine Arbeit einen qualitativen Rahmen ?

 

Privatsender müssen aufgrund ihres Trash-Faktors qualitativ ja nicht schlecht sein. Tatsächlich durfte ich während eines Praktikums vor ganz vielen Jahren auch schon ein bisschen Luft im

Privatfernsehen schnuppern. Als kleines Kind war es für mich jedoch schon immer ein Traum, bei Radio Bremen zu arbeiten. Als ich die Chance hatte, bin ich dann irgendwie bei den öffentlich-rechtlichen gelandet. Aber wenn RTL noch jemanden braucht: Meine E-Mails lese ich täglich (lacht) !

 

Brauchen wir öffentlich-rechtliche Sender ? Viele BeitragszahlerInnen empfinden den Rundfunkbeitrag als »GEZ-Zwangsgebühr« – insbesondere die jüngeren VertreterInnen der Netflix Generation. Wie ist deine Meinung dazu ?

 

Ich passe absolut in die Netflix-Generation und muss auch ganz offen sagen, dass ich mich nicht selten über die ARD und das ZDF ärgere. Dennoch benötigt unsere Demokratie mehr als nur On-demand-Serien und »Big Brother«. Die öffentlich-rechtlichen Sender waren und bleiben unabhängig. Sie informieren mich so vielfältig, dass ich mir meine eigene Meinung bilden kann – zum Beispiel zu politischen Themen. Die »Zwangsgebühr« stellt also zur Bildung einer eigenen Meinung auch eine Aufrechterhaltung unserer Informationsbeschaffung dar. Dafür lasse ich mich gerne »zwingen« meinen Rundfunkbeitrag zu entrichten.


Ich habe mich kürzlich als Schauspieler versucht.

Wer gern Promis interviewt, dem kann ich an dieser Stelle eine Frage nicht ersparen: Welches private Geheimnis möchtest du an dieser Stelle auf keinen Fall über dich lesen ? 

 

Dass ich seit meiner Pubertät eingefleischter Wrestling-Fan bin. Ich habe unzählige Wrestling-DVDs und fehle auf keiner Deutschlandtournee. Dieses Fantum kommt leider bei niemandem wirklich gut an. Deshalb behalte ich dieses Geheimnis sehr gern für mich und hoffe, dass es niemals gelüftet wird.

 

Mir hast du erzählt, dass du sehr viel arbeitest und nicht selten an deine mentalen Grenzen gehst. Möchtest du unbedingt eine steile Medienkarriere machen – und wo soll das langfristig noch hinführen ? Die Stelle von Claus Kleber im »heute journal« wurde leider neulich erst neu besetzt. 

 

Puh, ob es gleich so seriös sein muss, weiß ich auch nicht. Ich mache halt einfach nur das, was mir Spaß macht. In Verbindung mit meinem »Macher-Gen« und meinem Ehrgeiz ist das eine Kombi, für die mich sehr viele Menschen beneiden, die aber eher ein großes Problem darstellt. Ich merke vor lauter Leidenschaft manchmal gar nicht, wie müde und kaputt ich bin. Ich merke nicht, dass mir eine Auszeit ganz guttun würde. Und selbst eine Auszeit wirkt wie Arbeit, weil ich sehr große Schwierigkeiten habe, mit Ruhe umzugehen und nichts zu machen. Das Schreiben hilft mir dann sehr. Wenn ich schreibe, mache ich etwas und kann trotzdem irgendwie zur Ruhe kommen.

 

Guter Punkt ! Was viele gar nicht wissen ist, dass du ganz nebenbei noch ein Buch schreibst. Wie ist es dazu gekommen ?

 

Das Schreiben habe ich erst vor zwei Jahren so richtig für mich entdeckt. In meinem Kopf sah ich immer wieder diesen einen jungen Mann an einem Wasserfall vorbei auf ein Schloss schauen. Dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. Um dieses Bild herum habe ich sozusagen die gesamte Geschichte aufgebaut. Im Grunde genommen handelt sie von diesem einen jungen Mann, der sehr unzufrieden mit sich ist. Er möchte im Leben ankommen und er leidet unter diesem Druck, unter dem jede/r meiner Generation leidet: Dem Streben nach Glück. Was mein Protagonist nicht weiß, ist, dass er in einer anderen Welt bereits als Held gefeiert wird – und eigentlich zu wundervollen Dingen im Stande ist. Mein Buch begleitet diese abenteuerliche Reise, welche politische Themen wie Ausgrenzung, Rassismus und Gleichberechtigung mit sich bringt.

 

Jetzt hast du Dich spontan als Interviewer zur freien Mitarbeit in diesem kleinen, feinen Stadtteilmagazin entschlossen. Warum ist unser lokales Printmagazin für dich interessant ?

 

Vom Wochenmarkt über den Schlachthof bis zum Torfkanal: Ich verbinde mit Findorff so viel ! Findorff ist vielseitiger als manche Kleinstadt. Deshalb ist es eine Ehre für mich, jetzt spannende Interviews mit FindorfferInnen zu führen. Kaum ein Stadtteil hat solch eine bunte Vielfalt an EinwohnerInnen – das macht es mir in meiner Arbeit ganz besonders einfach. 

 

Welcher Stadtteil ist in Bremen dein Favorit ?

 

Ich glaube, da gibt es nur eine richtige Antwort: Findorff !

 

Wo und wann kann man mehr von dir hören und sehen ?

 

Ich habe mich tatsächlich kürzlich als Schauspieler versucht. Im Dezember werde ich in einer ziemlich bekannten Serie bei der ARD im Ersten zu bewundern sein. Außerdem durfte ich

einen tollen Werbespot für »Sinalco« drehen. Als neues Werbegesicht bin ich im kommenden Jahr auf sämtlichen Plakaten und im TV zu sehen – und ich bin sehr gespannt, wie das

aussehen wird. Hoffentlich bekommen die mit diesem Gesicht noch ein paar Flaschen mehr verkauft (lacht).

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Olivia Lehmann, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 20, 2021

 

 

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Foto © Olivia Lehmann