MERLIN JANOWSKY NIMMT SONGS IN SEINEM FINDORFFER STUDIO AUF


Für meinen Traum gebe ich aktuell alles.

Joka Rap Rapper Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen

Merlin ist ein junger Producer und Songwriter aus Bremen. Er hat bereits mit seiner ersten Single über eine Million Streams erreicht. Dieser bemerkenswerte Erfolg kommt nicht von irgendwo her – er kommt aus Findorff, dort wo der 22-Jährige lebt und täglich hart in seinem Musikstudio für seine Karriere arbeitet.

Tim Lösekann hat mit Merlin für FINDORFF GLEICH NEBENAN ein Interview geführt.

 


Moin Merlin, Du bist Butenbremer: Deine Wurzeln liegen in einem ziemlich kleinen Dorf im Landkreis Oldenburg. Was hat Dich dazu verleitet, nach Findorff zu ziehen ?

 

Findorff ist einfach der schönste Stadtteil in Bremen. Du bist auf kurzen Wegen schnell im Zentrum und dort mitten im Geschehen. Zudem hast Du den Bürgerpark so gut wie vor der Tür. Trotzdem ist es im Stadtteil sehr ruhig. Ich kann mich hier ohne Störungen, abgesehen von dem Klingeln des Paketdiensts, voll und ganz auf meine Musik konzentrieren. 

 

Das ist aber nicht der einzige Grund, der Dich nach Findorff verschlagen hat, oder ?

 

Genau  ! Neben meiner Tätigkeit als Musikproduzent studiere ich in Bremen an der Universität Musik- und Kommunikationswissenschaften. Als Student ist es sehr praktisch in Findorff zu wohnen: Ich brauche mit dem Rad zehn Minuten bis zur Uni. 

 

Hilft das Studium Dir bei Deiner Arbeit als Produzent und Songwriter ?

 

Man lernt schon sehr viel, insbesondere was die Theorie und frühere musikalische Stile und Epochen angeht. Ich habe zum Beispiel kürzlich die klassische Musik für mich entdeckt und werde versuchen, diesen Einfluss in einem meiner nächsten Songs mitzuverarbeiten. Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass es langfristig gesehen mein Traum ist, als DJ zu arbeiten, durch die Clubs zu touren und von meiner Musik leben zu können. Für meinen Traum gebe ich aktuell alles. Da kommt mir das Studium leider manchmal ein bisschen in die Quere. Solange ich noch nicht von meiner Musik leben kann, werde ich aber erst einmal weiter studieren. 

 

An Deinem Traum arbeitest Du in Deinem eigenen Studio am Standort Findorff. Wie kann man sich ungefähr vorstellen, wie es in Deinem Studio aussieht ?

 

Das Studio ist im Obergeschoss meiner Wohnung. Ich habe auf beiden Seiten zwar eine Dachschräge, aber trotzdem noch genug Platz für alles, was ich als Produzent brauche. Natürlich habe ich ein Computer-Setup. Das brauche ich als grundlegende Basis, um meine verschiedenen Instrumente einzuspielen. Außerdem habe ich verschiedene Keyboards und Gitarren, mit denen ich meiner Kreativität beim Produzieren freien Lauf lassen kann. Es gibt natürlich ein Mikrofon, um meine Stimme aufzunehmen. Studiolautsprecher und -kopfhörer sind natürlich auch mit von der Partie – sonst könnte ich meine Musik ja nicht hören. Für einen besseren Raumklang habe ich noch sogenannte »Absorber« an meiner Wand. Für Gäste und Pausen zwischendurch steht noch eine chillige Couch in meinem Studio. Das war es dann aber auch. 

 

Du sprichst von Keyboards und Gitarren. Kannst Du beide Instrumente spielen ?

 

Ja, genau, seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich Gitarre. Mit 17 habe ich dann angefangen mir selbst Klavier spielen beizubringen. Ich habe mich schon immer für Musik interessiert. Dieses frühzeitige Interesse kommt mir natürlich jetzt bei den eigenen Produktionen zugute. 

 

Apropos eigene Produktion: Mit über einer Million Streams Deiner ersten Single »All That She Wants« bist Du auf dem  Weg, Deinen Traum wahr werden zu lassen. Wie kam es zu Deiner Remix-Version dieses Kulthits aus den Neunzigern ?

 

Ich wollte einen Song aus den Achtzigern oder Neunzigern neu interpretieren, weil das aktuell gut funktioniert und ich die Musik aus der Zeit sehr mag. Ich habe mir vieles aus dieser Zeit angehört und bin irgendwann auf den Song gestoßen. Ich habe eine Demo-Version entworfen und meinem Manager geschickt. Er fand die Demo »cool«, hat vorgeschlagen, dass wir das Lied mit einer Sängerin aufnehmen sollten und den Kontakt zu Emma Louise Stansall aufgenommen, um sie für die Aufnahme zu gewinnen. Sie hat ihre Vocals im Studio in England aufgenommen und mir zugeschickt. Ich habe ihre Vocals nach meinen Vorstellungen bearbeitet, sodass sie zum Song passen.

 

Hast du die Bearbeitung und finale Version des Songs komplett allein gemeistert oder hattest du Unterstützung ?

 

Tatsächlich hat mich »ToneNation«, mein ehemaliger Dozent, unterstützt, den Song abzurunden, den Mix fertig zu stellen und richtig gut klingen zu lassen. Irgendwann war alles fertig.

 

Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden ?

 

Zwischendurch hatten wir zwar das Gefühl, wir sollten den Song nicht veröffentlichen, weil wir ihn sehr oft angehört hatten. Ich bin aber heute sehr zufrieden, wie es gelaufen ist. Damals habe ich zu einem guten Kumpel gesagt, dass es cool wäre, wenn ich mit dem ersten Song 250.000 Streams erreiche. Das erschien mir in Wahrheit aber damals absolut  utopisch. Jetzt habe ich deutlich mehr erreicht. Eine Million Streams – das ist fast vierunddreißig mal ein ausverkauftes Weserstadion. Das ist echt super viel.

 

Kommt es einfach so zu so vielen Streams, weil Dein Song so gut ist – oder was steckt da alles hinter ?

 

So einfach geht es leider nicht. Ich habe sehr viele Musikportale angeschrieben, die meinen Song netterweise in ihre Playlists gepackt haben. Es steckt schon sehr viel Arbeit dahinter. Wenn man dranbleibt, läuft es irgendwann von allein – und Dein Song erreicht immer mehr Aufmerksamkeit.

 

Gibt es sonst noch Faktoren, die die große Aufmerksamkeit von »All That She Wants« ermöglicht haben ?

 

Der Faktor Social-Media spielt auf jeden Fall eine große Rolle. Es ist schon arbeitsintensiv, auf »Instagram« und anderen Plattformen aktiv zu sein und täglich neuen Content zu liefern. Allein würde ich das auch nicht bewerkstelligt bekommen. Ich habe zum Glück FreundInnen, die mich bei meinen Projekten unterstützen. Der Aufwand für Social-Media lohnt sich, da sich mir dadurch die Chance ergibt, viele Menschen und somit potenzielle HörerInnen zu erreichen. 

 


Man muss keine Angst haben: einfach machen ...

Du sprichst von FreundInnen, die Dich unterstützen. Ist es schwierig für Dich, die verschiedenen Social-Media-Kanäle gleichzeitig allein zu bedienen ?

 

Ja, auf jeden Fall  ! Man unterschätzt doch sehr, wieviel Arbeit dahintersteckt. Umso glücklicher bin ich über die Unterstützung, die ich erhalte. Wenn ich das allein machen würde, wüsste ich gar nicht, wie das gehen soll. Musikproduzent ist auf jeden Fall ein Hauptberuf. Wenn man das Vollzeit machen möchte, kommt man auf jeden Fall über eine 40-Stunden-Woche.

 

Welche MusikerInnen sind für Dich Vorbilder ?

 

Mein allergrößtes Vorbild ist Calvin Harris. Calvin ist ein Songwriter und Produzent aus Großbritannien – und einer der größten und bestbezahlten DJs weltweit. Der macht alles selbst, manchmal singt er sogar auch. Er ist ein bisschen wie ich: Auch er mag seine Stimme nicht, hat er einmal in einem Interview verraten. Aber in den Songs, die am erfolgreichsten sind, singt er selbst – total geil ! 

 

Auf Deinem ersten Song singst Du nicht selbst. Wie sieht es mit Deiner zweiten Single »This Ain’t What You Wanted« aus ? Singst Du diesmal selbst ?

 

Ja, tatsächlich. Allerdings habe ich »nur« die Backing-Vocals aufgenommen. Ich unterstütze mit meinem Begleitgesang im Hintergrund die Hauptstimme. Dadurch kann man der Stimme von Emma Louise, die wieder die Hauptstimme ist, mehr Fülle und Durchsetzungskraft gegenüber den Instrumenten verleihen. 

 

War der Ablauf also ähnlich wie bei Deiner ersten Single ?

 

Teils, teils. Meine zweite Single habe ich selbst geschrieben. Selbst Komponist zu sein ist ein großer Unterschied – im Gegensatz zu dem Remix der Neuinterpretation von »All That She Wants«. Ansonsten lief es wie beim ersten Song ab. Ich habe wieder eine Demo-Version an meinen Manager geschickt und später hat Emma ihre Vocals eingesungen, die ich auch diesmal bearbeitet und mit meinen Backing-Vocals ergänzt habe. Aber es gab ein neues »Highlight«: Zum Abmischen, also dem Zusammenfügen aller Einzelspuren zu einer Einheit, mit dem Ziel eines ausgewogenen Gesamtklangs des Songs, bin ich zu meinem Manager ins Tonstudio nach Hamburg gefahren. Das Studio war sehr imposant. Dort hängen noch Platin-Schallplatten von früher. Sowas sieht man wirklich nicht alle Tage – und es wirkt alles sehr surreal. Wenn man weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt und es früher noch viel schwerer war, mit Musik Erfolg zu haben, dann hat jede Platin-Schallplatte als Beweis für viele verkaufte Tonträger schon eine große Bedeutung.  

 

Wird man irgendwann »taub«, wenn man die ganze Zeit im Studio sitzt und die gleiche Umgebung um sich hat ?

 

Ja, auf jeden Fall ! Zwischendurch muss man einfach ab und zu rausgehen und den Song an einem anderen Ort hören. Mit der nötigen Entfernung fallen einem noch Kleinigkeiten auf. Was auch immer sehr wichtig ist, ist ein Autotest.

 

Was ist ein »Autotest« und warum ist der so wichtig ?

 

»Autotest« bedeutet einfach, dass man sich zum finalen Hören in ein Auto setzt und den Sound voll aufdreht. Wenn der Song dann gut klingt, ist es wie einen Haken hinter den Song zu setzen – und man kann sicher sein, dass der Song funktioniert.

 

Nach dem Autotest habt Ihr den Song fertig gestellt. Hattest Du Bedenken, da es Dein erster selbstgeschriebener Song ist ?

 

Bedenken hatte ich nicht unbedingt, aber nervös war ich schon. Der erste selbstgeschriebene Song macht einen natürlich noch ein bisschen angreifbarer. Wenn HörerInnen die erste Single nicht gefallen hat, konnte ich sagen: »Ja, das Original habe ich ja nicht selbst geschrieben«. Aber bei meiner zweiten Single kann ich das nun nicht mehr sagen. Ich stehe dadurch nun noch ein bisschen mehr in der Verantwortung. Einerseits bin ich sehr stolz, andererseits nimmst Du es dir noch ein bisschen mehr zu Herzen, wenn andere etwas über »deinen« Song sagen. 

 

Wie fällt das Feedback bisher aus ?

 

Im Nachhinein war meine Nervosität eher nicht gerechtfertigt, da ich durchweg positives Feedback zu »This Ain’t What You Wanted« bekommen habe. Dennoch glaube ich, es ist normal, ein bisschen nervös zu sein. Man muss die Meinung der ZuhörerInnen ernst nehmen – denn nur ihnen muss der fertige Song am Ende gefallen. Nicht mir. Prinzipiell lautet meine Devise: Man muss keine Angst haben: einfach machen, den Song veröffentlichen und abwarten, was passiert. 

 

Das Jahr hat zwar schon ein paar Monate auf dem Buckel, dennoch die Frage: Was sind Deine ganz persönlichen und musikalischen Ziele für 2021 ?

 

Auf jeden Fall möchte ich noch mehr Singles veröffentlichen. Bislang bin ich auf einem sehr guten Weg. Außerdem möchte ich es schaffen, von meiner Musik leben zu können. Bis dahin studiere ich weiter, bis es nicht mehr geht. Natürlich muss ich weiterhin Social-Media betreiben und Musikvideos produzieren. Alles läuft bisher ganz gut und macht mir sehr viel Spaß.

 

Interview: Tim Lösekann, Foto: Phil Porter, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 18, 2021

 

Merlin Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen
Foto © Phil Porter, https://phil-porter.de