Nach »Amore«, »Bussi« und »Niente« kommen »Wanda« jetzt mit Album Nr. 4 »Ciao!« im Gepäck nach Bremen. Am Sonntag, den 8. März spielen Marco Michael Wanda, Christian Immanuel Hummer, Manuel Christoph Poppe, Reinhold Weber und Lukas Hasitschka im »Pier 2« – als eine Band aus Österreich, die in den letzten Jahren im Alleingang den deutschsprachigen Rock’n’ Roll revolutioniert hat. Ob im kleinsten Club, der großen Halle oder Open Air vor 100.000 Fans wie zuletzt in ihrer Heimatstadt Wien: Die Auftritte von »Wanda« sind epochal. Marco Wanda als Dompteur der Herzen treibt das Publikum gemeinsam mit der Band zu immer mehr Ekstase und Amore an und live gespielt bekommen die Lieder der bisherigen Alben eine ganz neue Dimension. www.wandamusik.com
Ihr kommt aus Österreich. Warum habt Ihr Eure Band nach Wanda Kuchwalek benannt, die in den Siebzigerjahren unter ihrem Spitz- namen »Wilde Wanda« als Wiens einzige weibliche Zuhälterin bekannt wurde ?
Wir wollten in irgendeiner Weise gefährlich klingen. Sich nach einer unglaublich brutalen Frau zu benennen war die einzige Möglichkeit einen Namen zu haben, der sich mit den kraftvollen Auftritten und den Lederjacken versteht. Man darf nicht vergessen, egal wie groß das alles mittlerweile geworden ist: Wir kommen aus dem Wiener Underground, wir kommen aus den Kellerlokalen, aus Zigarettenrauch und aus Schlägereien. Wilde Zeit, lustig.
»Wanda« sind schon mehrfach in Bremen aufgetreten. Was verbindet Ihr mit der wohl schönsten Hansestadt in Deutschland ?
Es ist immer schön dort zu spielen. Wir freuen uns sehr darauf. Seit Eurem wilden Debütalbum »Amore« 2014 habt ihr nahezu jeden Preis in der Musikbranche abgeräumt, den es zu
gewinnen gibt. Was sind Eure Ziele für die Zukunft, wenn man als Band eigentlich alles schon erreicht hat ?
Erfolg ist nicht der Motivator und Preise schreiben keine gute Musik. Bindet mir der Erfolg meine Schuhbänder ? Nein, das muss ich selber tun. Ich habe viel gesehen die letzten Jahre. Ich habe das Geschäft kennengelernt. Ich habe mich hier und da verloren, aber ich habe meine Art zu leben nie geändert. Ich bin darum bemüht, derselbe Mensch zu bleiben, der damals eine Gitarre in die Hand genommen hat, um Lieder zu schreiben. Ich mache das alles für diese unglaublichen Momente bei den Konzerten. Zu sehen wie dort Tausende Menschen zusammenkommen, die sich nicht kennen und sich am Ende in den Armen liegen – dafür mache ich das alles.
Mal ehrlich: Wie viele Stunden arbeitet Ihr pro Woche ? Wie oft trefft ihr Euch zum Proben ? Wie lange braucht Ihr, um neue Songs zu schreiben ?
Wir sind die schlechteste Band der Welt im Proberaum. In den letzten zwei Jahren haben wir daher aufgehört zu proben. Das ist nur konsequent. Und wenn wir proben, was sehr selten passiert, dann hassen wir es. Ohne andere Menschen passiert keine Magie. Musik muss man mit vielen Menschen gemeinsam erleben. Darum geht es.
Wie entstehen die Songs von »Wanda« ? Woher kommt die Inspiration für die Melodien und wie schreibt man immer wieder derartig leidenschaftliche Texte ?
Lieder sind wie Geister. Sie kommen einen besuchen. Ein Glas Wein lockt einen Geist. Eine Flasche Wein stößt das Tor ins Jenseits auf und dann strömen die Geister in Scharen – und man kommt nicht nach, das aufzuschreiben, was sie durcheinander reden. Das sind Lieder: Was die Geister reden.
Wenn Ihr auf Tour seid, geht es da wild oder eher ruhig zu ?
Das Tourleben kann man nicht erklären. Wenige Bands auf dieser Welt erleben es so wie wir. Mit Trucks und mehreren Nightliner-Bussen. Es ist verrückt und ich liebe es – und vor meinem Tod werde ich mich an vieles erinnern.
Was war Euer schlimmstes Konzert ?
Wir sind entweder die beste Band oder die schlechteste Band. In diesem Spannungsfeld fühle ich mich wohl. Schlimm war es noch nie. Egal was passiert, es passiert etwas und die Menschen im Publikum entscheiden genauso wie wir, wie es ausgeht.
Wenn Ihr zusammen mit anderen musikalischen Helden von heute oder aus der Vergangenheit einen Abend gemeinsam gestalten könntet: Welche wären das ?
Ich hätte gerne gesehen wie die Beatles das Album »Sergeant Pepper« aufführen. Und Nirvana nie live gesehen zu haben ist ein trauriger Mantel, mit dem ich ewig herumlaufen muss.
Viel Erfolg für Euer Konzert in Bremen !
Interview: Mathias Rätsch with a little help from Simeon Buß, Foto: Wolfgang Seehofer, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 13, 2020