Im Wandel der Zeiten: 40 Jahre Findorffer Geschäftsleute e.V.

Am Sonntag feiert der Verein der Findorffer Geschäftsleute 40-jähriges Jubiläum. Was ist geblieben? Was hat sich geändert? Schaut man in den lokalen Branchenführer des Vereins aus dem Jahr 2008 fällt auf: Die Zahl von ca. 60 Vereinsmitgliedern stagniert seit Jahrzehnten. Das ist erstaunlich in einem Stadtteil mit über 300 UnternehmerInnen.

 

Was hat sich hingegen in den letzten Jahren geändert? Während der heutige Vorstand im Jahr 2025 im Verhältnis 4:1 mehrheitlich eindeutig weiblich besetzt ist, (darunter zwei SPD-Mitglieder in lokalpolitischen Doppelrollen), ist der Vorstand im Jahr 2008 eine reine Herrenrunde aus gestandenen Geschäftsleuten. Nicht geändert hat sich, dass der Vorstand weiterhin ausschließlich aus deutschen Mitgliedern besteht. 

 

Bis heute aus dem damaligen Vorstand im Findorffer Geschäftsleben in der Findorffstraße aktiv ist Rainer Köne, der dem Verein aber schon länger aus bestimmten Gründen nicht mehr angehört – und im privaten Gespräch viel über die wilden Zeiten zu erzählen weiß.

 


Man hatte damals den Anspruch, sich selbst gemeinschaftlich zu organisieren und zu finanzieren.

Titelseite
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Vorwort für das Branchen- und Mitgliederverzeichnis der organisierten Findorffer Geschäftsleute e.V. im Jahr 2008
Vorwort für das Branchen- u. Mitgliederverzeichnis 2008

 

Das Internet und digitale Verkaufskanäle spielen im Jahr 2008 noch eine völlig untergeordnete Rolle. Sich weitere Verkaufskanäle auch online zu eröffnen – daran hat sich bei den Vorstandsmitgliedern bis heute nicht viel geändert. Auch der damalige Vorstand, in dem niemand als Person besonders hervorgehoben wird, was in den letzten Jahren durch eine Omnipräsenz der immer gleichen Personen ganz anders war, ist analog aufgestellt und spricht die potentiellen KundInnen in der Broschüre charmant an mit den zeitlos richtigen Worten: »...und alles dreht sich um Sie, die Kundschaft und Ihre Zufriedenheit.« 

 

Danach folgen in der im Format handlichen Hochglanzbroschüre im kleinen Format 36 sehr aufgeräumte (und bunte) Seiten mit einem Branchen- und Mitgliederverzeichnis ausschließlich der organisierten Mitglieder des Vereins. Im Mittelteil gibt es einen bunten Stadtplan mit den Straßen im Stadtteil, auf dem man aber leider vergessen hat, die numerische Zuordnung der Standorte der Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen vorzunehmen. Dafür werden auf den Seiten alle Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsunternehmen der Mitglieder unter dem Oberbegriff als »Fachbetriebe« absolut gleichberechtigt behandelt. 

 

Von einer jährlichen Subventionierung durch die Wirtschaftsbehörde mit Steuergeldern im sechsstelligen Bereich und einem »Stadtteilmanager« oder einer »Stadtteilmanagerin« (neuerdings passender ProjektmanagerIn des Vereins genannt) lesen wir im Jahr 2008 nichts – weil: Man hatte damals den Anspruch, sich selbst gemeinschaftlich zu organisieren und zu finanzieren. Ebenfalls offensichtlich kein Thema: eine politische Einflussnahme des Vorstands in Findorff auf lokale Prozesse im Stadtteil, beispielsweise auf die Verkehrspolitik , wie sie der heutige Vorstand, der den Verein zurecht als Wirtschaftsinteressengemeinschaft versteht, im Namen der Mitglieder offensiv betreibt (Stichworte: »Parkraumneuordnung« und »Brötchentaste«).

 


Weiterhin fragwürdig: Wo wird eigentlich ein echtes »Quartiersmanangement« durch den Vorstand der Findorffer Geschäftsleute e.V. geleistet?

Wie in den drei  Jahren zuvor gab es laut Bremer Transparentbericht für den Verein der Findorffer Geschäftsleute e.V. 120.000 Euro Subventionen; diesmal allerdings für ein »Quartiersmanagement« in Findorff. Dazu fragt man sich: Wo nimmt eigentlich das in 2024 mit 120.000 Euro von der Wirtschaftssenatorin geförderte sogenannte »Quartiersmanagement«, von dem im Stadtteil noch nie jemand etwas gehört hat, entsprechende Aufgaben war? Tatsache ist: Es gibt in Findorff gar kein echtes  Quartiersmangement für alle – und niemanden im Stadtteil interessiert es.

 

Wie analysiert für FINDORFF GLEICH NEBENAN Kolumnist Karsten Stumpf völlig richtig: »Das Quartiersmanagement aktiviert und fördert das Engagement der BewohnerInnen für den Stadtteil und unterstützt die Arbeit lokaler Initiativen. Es vernetzt die verschiedenen AkteurInnen im Stadtteil, um gemeinsam verabredete Ziele zu erreichen.« und »Während in Gröpelingen, Hemelingen, Walle und in der Neustadt gemeinnützige Vereine mit zweckorientierten Namen das Quartiersmanagement gewährleisten und diese Aufgabe im Mittelpunkt steht, übernimmt das in Findorff ein Gewerbeverein von einigen lokalen Geschäftsleuten ? Hat ein Gewerbeverein als lokaler Lobbyist nicht zunächst das Interesse, seinen Mitgliedern wirtschaftliche Vorteile im Stadtteil zu ermöglichen ? Wie passt das zu der übergeordneten Aufgabe eines Quartiersmanagements mit den oben dargestellten Zielen ? Welche operativen Strukturen gewährleistet eine Wirtschaftsinteressengemeinschaft als Träger eines übergeordneten Quartiersmanagements ? Wo ist deren Anlaufstelle und wer setzt das personell um ? Wie werden die Fördergelder in Höhe von ca. 120.000 Euro verwendet und wie wird die Verwendung dieser Steuergelder inhaltlich und transparent begründet und online veröffentlicht ?«

 

In diesem Zusammenhang weiterhin verwunderlich: Auch der Beirat Findorff ist offensichtlich als formal mögliche Kontrollinstanz über die verwendeten Steuermittel für ein Findorffer »Quartiermanagement, dass 2024 mit 120.000 Euro gefördert wurde, in keinster Weise zuständig. Das ist leider lokalpolitisches Totalversagen aller Parteien im Beirat Findorff.

 


So bestimmt jedeR die eigene Position selbst.

Lass die Kohle Im Dorff? Geht doch: Der FINDORFF FINDER für ALLE Unternehmen im Stadtteil finanziert sich als Printmedien aus dem Findorff Verlag rein privatwirtschaftlich ohne Steuergelder als Subventionen.

 

Auf öffentliche Kritik an dieser Stelle reagierte der Vorstand bereits zuvor ausgrenzend mit einem lächerlichen »Hausverbot«, dessen diffamierende Begründung als bösartige Unterstellung eine Unverschämtheit bleibt. Es bleibt daher zu hoffen, das jüngere Vereinsmitglieder den langjährigen Vorstand demnächst ablösen, wie im Bremer Viertel bereits vor verlängerter Zeit geschehen.

 

FINDORFF GLEICH NEBENAN gratuliert daher allen Vereinsmitgliedern zum Jubiläum, nicht aber einem Vorstand, der weiterhin für öffentliche Instransparenz der Finanzierung  bezogen auf die Mittelverwendung für ein nicht existentes  »Quartiermanagement« für alle im Stadtteil steht, das dieser Vorstand einer Wirtschaftsinteressengemeinschaft nicht zu leisten in der Lage ist.

 

PS: Einzelhandel und Gastronomie wünschen wir am Sonntag gute Umsätze.

 

Text: Mathias Rätsch, Abbildung: Archiv

 

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