Inhaberin Katja Gravert kennt sich aus: Als Raum-Fachbetrieb setzt die Helmut Kindervater GmbH & Co. KG auf eine individuelle, kompetente Fachberatung aus einer Hand und professionelle Umsetzung auf höchstem handwerklichem Niveau – für allen Aufgabenstellungen zu Bodenbelägen und Stoffen sowie Sicht- , Sonnen- und Insektenschutz. Außerdem führt man Haustextilien. In den Verkaufsräumen in der Fürther Straße 2 / Ecke Hemmstraße kann man sich von den aktuellen Trends inspirieren lassen. www.kindervater.net
Frau Gravert, Sie sind erfahrene Expertin für kreative Wohnideen. Farben, Designs und Materialien: Welcher Heimtextil--Trend wird dieses Jahr besonders angesagt sein ?
Stark im Kommen ist der Digitalprint für Stoffe und Stores. Hauptthema bleibt »Natur« – mit floralen Motiven oder Dschungelmotiven ganz wie im Regenwald mit Blättern und Farn.
In »Coronazeiten« bleiben die Menschen verstärkt zuhause. Wie schafft man sich dort eine besondere Atmosphäre ?
Gemütlichkeit ist ganz wichtig. Die schafft man sich durch Textile Vorhangstoffe, Bodenbeläge und Teppiche, aber auch durch Plaids und Kissen, mit denen man wunderbar cocoonen kann.
Warum ist dafür individuelle Beratung und ganzheitliche Raumgestaltung so wichtig ?
Fachberatung ist wichtig, um sich zu informieren, welche Möglichkeiten es gibt. Als RaumausstatterInnen achten wir besonders darauf, dass beispielsweise die Farben und Materialien zueinander passen. Ein Beispiel: Man sollte einen Grobstore nicht unbedingt mit einem seidigen Vorhang kombinieren. In der Auswahl der Materialien und im Zusammenspiel der Farbabstimmungen ist es gut, wenn sich im Beratungsprozess am Ende in der Raumgestaltung eine Einheit ergibt. Zudem beraten wir als Fachleute auch zur technischen Machbarkeit, um möglichst alle individuellen Wünsche zu ermöglichen.
Schauen Sie sich auch in den Räumlichkeiten der KundInnen um, was machbar wäre?
Selbstverständlich !
Wie gestaltet sich der Ablauf einer Beratung, um gemeinsam raumgreifende Ideen zu entwickeln – und umzusetzen ?
Wir kommen ins Haus oder in die Wohnung und schauen uns vor Ort an, wie die räumlichen Gegebenheiten sind. Typische Fragestellungen sind: Wo gibt es schwierige Ecken ? Wie sind die Fenster beschaffen ? Kurzum: Was soll und kann wie gemacht werden ? So verschaffen wir uns auf direkten Wegen persönlich Klarheit, um abgestimmte Lösungen für unsere KundInnen zu entwickeln.
Beispiel Fenster: Die sind in der dunklen Winterzeit sehr früh sehr hell erleuchtet. Besonders großformatige Fenster bieten Blickgästen oftmals ungewünschte Einblicke.
Wie kann man sich stilvoll mehr »Sichtschutz« verschaffen ?
Zum Sicht- und Sonnenschutz, den ich gern ergänzen würde, gehören nicht nur wertige Stoffe für Vorhänge, sondern auch maßangefertigte Plissees, Rollos und Jalousien, beispielsweise zur Verdunkelung eines Schlafzimmers. Entdecken Sie ausgesuchte Kollektionen: Die bieten Ihnen alle erdenklichen Farben und Muster und sind bei uns im Fachgeschäft zu erwerben.
Wie groß ist das Team von »Kindervater« – und welche ExpertInnen für die verschiedenen Bereiche gehören dazu ?
Wir sind ein Team aus elf Personen. Dazu zählen drei Raumausstatter, die verlegen und montieren. Auch unsere Beraterinnen vor Ort im Fachgeschäft sind alle gelernte Raumausstatterinnen. Im Team sind auch zwei Meister, was ich ganz wichtig finde.
»Kindervater« ist auch stark im Objektbereich tätig. Welche Unternehmen aus welchen Branchen gehören zu Ihren AuftraggeberInnen ?
Zu den KundInnen im Objektbereich zählen zum Beispiel die Sparkasse Bremen, Kita Bremen und Schulen. Für Kita Bremen machen wir Spielteppiche, die das Umweltzeichen »Blauer Engel« für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen tragen. Alle Kitas in Bremen können diese besonderen Spielteppiche und Bodenbeläge bei uns käuflich erwerben.
Vor fast einem Jahrhundert hat Emil Kindervater seinen Fachbetrieb in Findorff in der Münchener Straße gegründet. Es gilt ein persönliches Jubiläum zu begehen: Seit 20 Jahren führen Sie als Enkelin in der dritten Generation das Unternehmen weiter. Haben Sie sich damals bewusst dafür entschieden ?
Ich habe nie davon geträumt »Kindervater« zu übernehmen, bin aber durch meine kaufmännische Ausbildung doch in die Aufgabe hineingewachsen, habe berufliche Erfahrungen in Freiburg gesammelt und ein textilbetriebswirtschaftliches Studium an der heutigen Fachakademie für Textil & Schuhe »LDT Nagold« abgeschlossen. Zugleich habe ich schon immer im elterlichen Betrieb mitgearbeitet. Da war es naheliegend, zum gegebenen Zeitpunkt das Fachgeschäft verantwortlich zu übernehmen.
Hatten Sie vor der endgültigen Berufswahl auch andere Pläne, was man hätte werden können ?
Sehr gute Frage ! Auf jeden Fall wollte ich immer irgendetwas mit Menschen machen – und so ist es ja auch gekommen.
Wie hat sich seitdem die Geschäftswelt im Stadtteil verändert ?
Es gibt bis heute viele inhabergeführte Geschäfte, die wie wir als persönliche AnsprechpartnerInnen und mit ganz viel Herzblut für die KundInnen betrieben werden. Unsere Fachgeschäfte werden individuell geführt – und das finde ich einfach großartig.
Wie sehen Sie die Zukunft der alteingesessenen, etablierten Fachgeschäfte in Findorff und umzu ?
Ich habe in dieser Hinsicht ein ausgesprochen positives Gefühl: Nicht jedeR will im Internet kaufen: Die persönliche Beratung wird auch weiterhin gefragt sein – ob das nun bei uns, im Findorffer Bücherfenster, in den Modegeschäften oder im Findorffer Käsekontor ist.
Oder wie ein Mitbewerber mir einmal sagte: »Du kannst ja mal versuchen, ob Dir das Internet die Jalousien anbringt.«
So ist es. Guter Service wird immer benötigt. Ich sehe daher eine gute Zukunft für professionell aufgestellte Fachgeschäfte.
Wie wichtig ist für »Kindervater« der zentrale Standort an der Ecke Fürther Straße/Hemmstraße ?
Unser Standort ist richtig, wichtig und sehr gut, weil er an der zentralen Drehscheibe Findorffs ist – nicht nur, weil alle Busse sich quasi vor unserer Eingangstür kreuzen und anhalten.
Kommen Ihre KundInnen vorrangig aus Findorff ?
Ja, zu uns kommen die FindorfferInnen, aber nicht nur. Wir haben außerdem viele KundInnen aus Walle, Schwachhausen, Oberneuland und von der anderen Weserseite. Eine wichtige Rolle für uns als Traditionsunternehmen zur Gewinnung von NeukundInnen spielt der Findorffmarkt, über den uns auch auswärtige Gäste als Fachgeschäft entdecken, wenn sie den Markt in unseren schönen Stadtteil besuchen.
Auf der Seite zur Münchener Straße steht vor dem Geschäft ein ganz besonderes Kissen. Die gleichnamige Bronzeskulptur hat der Künstler Thomas Recker geschaffen. »Das Kissen« ist sowohl durch das Material und mit den Maßen nicht wirklich sofatauglich. Die beeindruckende Skulptur hat den typischen Kniff in der Mitte und steht für »den bürgerlichen Wohngeschmack«. Zugleich verweist sie auf »die gute Stube Findorffs«. Ist der Standort direkt vor »Kindervater« Zufall oder Absicht gewesen ?
Sie werden es nicht glauben, aber es gab damals tatsächlich böse Gerüchte, »Kindervater« hätte dafür gesorgt, dass »Das Kissen« dort hinkommt. Die Wahrheit ist: Wir hatten nichts mit der Auswahl des Standortes zu tun. Es war reiner Zufall. Aber ich freue mich natürlich jedes Mal über die Skulptur: Die passt einfach zu uns und unserem Stadtteil.
Wie sind Sie selbst privat eingerichtet ?
In der Raumgestaltung und Einrichtung und meinen eigenen Wänden setze ich für Bodenbeläge auf Naturmaterialien wie Sisal und Schurwolle. Jedes meiner Fenster ist für sich individuell gestaltet – mit Stoffen in weichen Farbübergängen, gern auch in Gelb- und Rottönen. Auch in der Auswahl der Materialien der Möbel finden sich bei mir viel Holz und Rattan. Ich weiß nicht, wer mich so gut beraten hat, aber mein persönlicher Stil ist definitiv eher zeitlos.
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes, Interview erschienen in Ausgabe Nr. 21, 2022